4.5.18


Wer in Neviges kein Dach überm Kopf hat (Foto oben), findet schnell eine neue Bleibe (Foto unten). Tipp für Wohnungssuchende: Durchs Dorf gehen und gucken, oder eBay Kleinanzeigen. – Obere Elberfelder Straße, Nähe Postladen.

3.5.18

Im Packpapierladen (ist nix draus geworden, weil die Mieter angeblich nix in der Tasche hatten) eröffnet demnächst ein Finanzdienstleister für Leute mit Interesse an schwindelerregender Rendite. – Elberfelder Straße.

Der Messer-Scheren-Fingernagelknipsermann aus Solingen ist endlich wieder auf dem Nevigeser Wochenmarkt. Kein fester Standplatz, wie früher (warum eigentlich nicht?), und deshalb nicht jede Woche, aber riesiges Sortiment. – Elberfelder Straße.

Hübsches Plakat am Nevigeser S-Bahnhof, aber warum nicht einfach: »Willkommen in Neviges«? – Bahnhofsviertel.

2.5.18

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki kommt am 10. Mai (Christi Himmelfahrt / Vatertag) nach Neviges. Erst, um 9 Uhr 30, zur alten Wallfahrtskirche neben dem Franziskanerkloster, dann gehts mit dem Gnadenbild zum Mariendom (Pontifikalamt mit Musik), und danach wird auf dem Pilgerparkplatz gefeiert. – Ein Tag später kommt noch ein Kölner: Architekt Peter Böhm hält einen Vortrag: »Der Mariendom als Höhepunkt in einer Reihe der Kirchenbauten von Dominikus und Gottfried Böhm«. 18 Uhr 30 in der »Glocke«.

Im alten Nevigeser Mykonos gibts endlich wieder Pizza. Neuer Name, nämlich »Grill-Pizzeria am Dom«, neuer (bekannter) Koch hinter der Theke, griechische Innenarchitektur, Bier vom Fass, und Lammkoteletts gibts auch. Einer der ersten Gäste war gestern der beliebteste Politiker im Kaff, der Harry von den Linken. – Pilgerviertel.

1.5.18

Norbert Molitor war heute mit seiner katholischen Verlobten in der italienischen Messe im Mariendom, 50 (sehr schön und zweisprachig), und weil singen und beten Hunger macht, gabs danach eine geteilte Pizza mit den üblichen Sachen, ein Spezi, ein Rotwein und eine Rechnung über etwa 13 Euro. – Das Foto hat Nele Kahn gemacht.
Tschüs! – »Bitte holen Sie Ihre Reparaturen ab. Wir schließen am 6. Mai 2018«. Traurige Nachricht vom einzigen Juwelier in der Einkaufs- und Pilgerstadt Neviges, und es gibt noch eine: Devotionalien Malecki, einziger Laden für religiöse Geschenke, sucht einen Nachfolger für den kleinen Laden im Pilgerviertel. – Wenn kein Wunder geschieht, wird 2018 dichtgemacht.

30.4.18

Günstig (Foto oben) noch günstiger (Foto unten). Die Karin von der Alten Waage in Neviges hat die Preise gesenkt. KMS-Fusel für 90 Cent, Sektchen für Frauen (nur für Frauen) noch günstiger. Begrenzter Zeitraum, begrenzte Vorräte. – Busbahnhof.
Gibts was Spannendes diese Woche? Ja. Eröffnung der Nevigeser Wallfahrt morgen um 10 mit mit dem Kölner Weihbischof Rolf Steinhäuser im Mariendom, und Prozente am Freitag ab 9 und Samstag ab 10 beim SOS-Team im Bahnhofsviertel. – Besonders empfehlenswert: die Pilgermesse der Italienischen Gemeinde Wuppertal. Morgen, 18 Uhr 30.

29.4.18


Das bekannteste Gebäude in 42553 Velbert Neviges ist der Dom, das vernachlässigste Gebäude ist die Stadthalle, die größte Zumutung ist Schloss Hardenberg, das größte Übel (es wird einem übel) ist der S-Bahnhof. – Zum Glück gibts Leute, die was machen.
Norbert Molitor aus 42553 Neviges liest in vier Wochen im »Sonntagscafé« der AWO in 42489 Wülfrath aus seinem Heimatbuch »Im Kaff der guten Hoffnung«. – Sonntag, 27. Mai, 14 Uhr 30, Schulstraße 13. Eintritt frei. Wird schön.

28.4.18


Die beste Pizza in Neviges bringt der Papa der besten Pizzafrau in Neviges frei Haus. Wie immer: Geschmacksache, aber die Pizza mit Tomaten und Sardellen und Mozzarella sollte man unbedingt probieren. Lecker auch: die Pizza mit Spinat und Scampis und mindestens Doppelknoblauch. – Bahnhofsviertel.
Der Nevigeser Mariendom ist das Werk eines einzigen Mannes. Kein riesiges Architekturbüro, kein CAD – ein Bleistift, ein Rapi, eine Rasierklinge, ein paar skizzenhafte Zeichnungen, ein Modell, ein guter Statiker, der nicht alles kaputt rechnete, und ein blinder, fast blinder Bauherr, der die eingereichten Modelle des Architekturwettbewerbs abtastete und sich für die Skulptur des später weltbekannten Architekten aussprach. Ob das wirklich so war, ist egal, Gottfried Böhm hatte das Vertrauen von Josef Kardinal Frings – und nutzte es. Der prämierte Entwurf war erst der Anfang. Die bis dahin fertigen Zeichnungen waren Anhaltspunkte, die großartigen Details wurden später entwickelt, und vieles wurde mehr oder weniger auf der Baustelle entschieden. Eigentlich sollte der Bau, so die Preisrichter, vereinfacht werden, Böhm machte das Gegenteil. – 1966 begannen die Bauarbeiten unter Protesten der Nevigeser Einwohner. Böhm hatte den Dom nach oben auf den Berg gelegt. Noch näher an der evangelischen Pfarrkirche dran ging nicht. Ein Affront. Die Protestanten tobten, die Einwohner demonstrierten, Böhm baute. So etwas hatte das mehrheitlich evangelische Kaff noch nicht erlebt. Ein Betonberg, ein »Affenfelsen«, ein grobes Gebilde ohne Kirchturm – das sollte eine Kirche sein? Die Menschen waren außer sich. Böhm ahnte vermutlich, dass er in die Geschichte eingehen würde, und übertraf sich selbst. – Jedes Detail kam von ihm: jede Tür, jede Türklinke, jeder Stuhl, jeder Handlauf, jedes Fenster, jedes Holzbrett, jede Treppenstufe, jeder Stein im Mittelschiff und in den Nebenräumen, die Lichteinfälle, die Akustik – nichts scheint willkürlich oder dem Zufall überlassen. »Der Böhm«, sagt Rosita, »war jeden Tag hier, kontrollierte alles, und wenn ihm etwas nicht gefiel – weg damit. Da wurde schon einiges abgerissen.« – 7500 Kubikmeter Beton wurden verbaut, über 500 Tonnen Stahl, und nach zwei Jahren (davon können Bauherren heute nur träumen) war der Berg fertig. Gewaltig: 50 Meter Länge, 27 Meter Breite, 34 Meter Höhe. Aus Beton. Beispiel- los: das 2700 Quadratmeter große, vielfach gefaltete (inzwischen undichte) Dach, das auf den bis zweiundzwanzig Meter hohen Außenwänden liegt. – Wer durch die schwere Eisentür des Haupteingangs geht, betritt einen Vorraum mit einer beängstigend niedrigen Decke. An der Wand ein Frühstücksbrettchen (»Bitte leise«) und dann die Offenbarung: Ein Marktplatz mit Straßenlaternen und nicht endenden Wänden, die sich zum Himmel strecken, einem Himmel aus Beton, den man erst wahrnimmt, wenn man sich an die Dunkelheit gewöhnt hat, und dann denkt: »Mein Gott, ist das schön in Neviges.« – Wie kann man sich so etwas ausdenken – und bauen? Wie kommt man auf diese gut erdachten Stühle mit Kniebänkchen statt der üblichen Kirchenbänke? Auf den schlichten Altarblock? Auf die in den Wänden eingelassenen Lautsprecher und Handläufe? Auf die vielen Formen, die sich irgendwie zusammenfügen? Wie kriegt man die vielen Verwinklungen, die Verschiedenheit der Fenster, die zerklüftete, dreigeschossige Empore, die höhlenartige Intimität der Marienkapelle, die fröhliche Sakramentskapelle mit dem Rosenfenster unter ein Dach? Wie schafft man einen Dom, der kein Abklatsch der bekannten, großartigen Kirchenbau- werke ist, sondern besser? –Viele Jahre später: Der Dom ist undicht. Im Altarraum eine Blumenpottorgie, auf der Fassade eine aufgepinselte Rose, daneben ein verrostetes Ungetüm für Kerzen – und seit Jahren ein peinliches Gerangel ums Geld. Die Sanierung des Daches, kein großes Ding für ein weltberühmtes, einzigartiges Bauwerk, kostet ein paar Millionen, aber was ist das schon? »Die in Köln«, sagt jemand, »sollten sich was schämen, uns mit dem Dachschaden alleine zu lassen. Milliarden auf dem Konto und keinen Deut besser als die Bettler im Velberter Rathaus, die auch nur jeden Topf anpumpen können, weil sie sonst nix auf die Kette kriegen.« – Im Film Die Böhms war der Dom ungewöhnlich aufgeräumt. Der Meister, so munkelt man, war da, hat alles wegschaffen lassen, was sich angesammelt hatte. Die Blumenpötte, die Vasen, jedes schief liegende Gebetbuch, jeden Kerzenständer und jeden Pilger, der nicht ins Bild passte. Und die wenigen Nevigeser, die den Film gesehen haben, wunderten sich. »Geht doch!« – Gottfried Böhm, der große, inzwischen sechsundneunzig Jahre alte Mann, kam regelmäßig mit seinem Jaguar vorgefahren und guckte sich jede Veränderung an seinem Dom an, verhinderte aber weder die Rose auf der Fassade noch die »Kerzenkapelle« seines Sohnes Markus, der sich etwas austoben durfte, allerdings keine glückliche Hand hatte. Auch die Frühstücksbrettchen mit dem albernen Piktogramm ließ er durchgehen. Altersmilde? Oder keine Lust mehr, sich über jeden Blödsinn aufzuregen? (Norbert Molitor: Im Kaff der guten Hoffnung. Piper Verlag)

27.4.18


So schön (Foto oben) oder noch schöner (Foto unten) könnten demnächst die Bilder auf dem Neviges-Blog aussehen, wenn das neue Datenschutzgrundverordnunggesetz in Kraft getreten ist. Ab 25. Mai wirds richtig lustig. Wer nicht ausdrücklich zustimmt, geknipst zu werden, sollte  eine Inkognitobrille kaufen.
Einmal im Jahr holen die Leute ihr Kettenhemd aus dem Schrank und reiten zum größten Spektakel, das in Neviges stattfindet. Vom 31. Mai bis zum 3. Juni ist Mittelaltermarkt vor Schloss Hardenberg. Eintritt 6 Euro oder 5 oder 4 (für Kinder) oder 0 Euro (für kleine Kinder, und wie immer: viel los. – Reklame in der Fuzo.

26.4.18

Der Heizkörpermann in Neviges hat das Schaufenster dekoriert. Schöne Sachen, schöne Farben, nämlich alles weiß, und mitten in der berühmtesten Einkaufsstraße des katholischen Pilgerortes. – Noch was zu loben? Ja, die katholische Wochenzeitung Die Tagespost berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe über den Nevigeser Mariendom, der in diesem Jahr 50 geworden ist.

25.4.18

Für den Fall, dass dem Söder in Bayern demnächst die Kreuze ausgehen: Herr Heringhaus vom Trödelladen in Neviges hat noch jede Menge. Verschiedene Größen, günstige Preise, kein Versand, kein Mengenrabatt, keine Kreditkarten und nicht auf Rechnung (in Neviges zählt Bargeld). – Katholisches Pilgerviertel am Kloster.
Egal wer heute gewinnt, in Neviges gibts neutrale Beobachter. Anpfiff 20 Uhr 45, Reporter: Béla Réthy, Moderation: Oliver Welke, Experte (der schon wieder): Oliver Kahn. – ZDF.
Gut Ding will Weile haben, aber irgendwann wird das Warten auf ein Wunder auch langweilig. Kaputte Treppe am evangelischen Kirchplatz in Neviges. Prognose: Da passiert erst mal nix. – Historische Altstadt.