24.6.17

Das war früher normal. Die Männer tranken, fielen um, schliefen sich aus, und die Sache war vergessen. Im Puff traf man den Nachbarn, in der Sauna die Nachbarin, es gab überall Fleisch und Kartoffelsalat, Bier und Fusel bis zum Abwinken, die Röcke waren kürzer, und die heilige Messe im Dom war sonntags rappelvoll. Vorbei. Die Zeiten ändern sich: Alkoholfreies Weizenbier ist erst der Anfang. »Meine erste Ehe«, sagt Herr Hügel, »war im Eimer, als mich meine Frau beim Dreier im Ehebett erwischte. Das war Mist. Großer Mist. Aber wir hatten Spaß. «Heute wird Sex im Kaff gekauft. Nicht im Puff (die beiden Nevigeser Betriebe sind längst geschlossen), sondern im Buchladen. Fifty Shades of Grey war monatelang der Renner, jetzt stehen After passion, After truth, After love, After forever und andere Scharfmacher im Regal. »Alles Serien«, sagt die Buchhändlerin. »Wir bestellen immer Band eins. Der Rest läuft von alleine.« (Norbert Molitor: Im Kaff der guten Hoffnung, Piper Verlag.)